"Die Opferperspektive verzeichnet für das Jahr 2024 mit 273 Angriffen erneut einen Anstieg rechter Gewalttaten in Brandenburg. Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Gewalt gegen politische Gegner:innen. Die Opferperspektive fordert entschiedenes Handeln von Politik und Gesellschaft, um diese gefährliche Entwicklung zu stoppen." (Quelle Pressemitteilung zur Jahresstatistik 2024 vom 28. Februar 2025)

Auch einen Anstieg queerfeindlicher Straftaten verzeichnet der Verein für Brandenburg. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier im Süden des Landes Brandenburg. Ein Hotspot queerfeindlicher Gewalt lag 2024 in Cottbus mit seinen Übergriffen gegen das Regenbogenkombinat. Wir als Landesverband sehen es als wichtig an, dass der „Aktionsplan für Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, für Selbstbestimmung und gegen Homo- und Transphobie in Brandenburg“ konsequent durch die Landesregierung umgesetzt wird.

Auszug aus der Jahresstatistik 2024 zum Themenfeld queerfeindliche Gewalt:

Angriffe auf die LGBTIQ*-Community

Die queere Community in Brandenburg setzt sich selbstbewusst für ihre Rechte und gegen Diskriminierung ein. Sie organisiert sich zunehmend auch in kleineren Orten. So fand 2024 im Land  Brandenburg eine neue Höchstzahl an CSD-Demonstrationen statt. Auf die zunehmende Sichtbarkeit von queerem Leben reagierte das extrem rechte Spektrum wie bereits im Vorjahr mit Anfeindungen, Diffamierungen und Gewalt, insbesondere im Kontext der CSD-Demonstrationen. Insgesamt 17 Übergriffe wurden durch die Opferperspektive erfasst. Die Bandbreite der Ge
walt reichte von Drohungen gegen Organisator:innen im Vorfeld bis hin zu Angriffen mit Stein würfen während der Veranstaltungen. 

Im Anschluss an den CSD in Oranienburg im September versuchten Rechte, den Lautsprecherwagen der Demonstration von der Straße abzudrängen. Eine Person, die an der Demonstration teilgenommen hatte, wurde nach einer Aftershow-Party aus einer Gruppe heraus angegriffen, vom Fahrrad gezogen und geschlagen. 

2024 war in Brandenburg erstmalig zu beobachten, dass die rechte Szene bei CSD-Demonstrationen zu Gegenveranstaltungen mobilisierte. Dies ist ein klares Anzeichen dafür, dass die queerfeindliche Ideologie zunehmend Bedeutung im rechten Milieu erlangt hat. Aber auch jenseits solcher Veranstaltungen kam es zu Angriffen auf als queer wahrgenommene Personen.

Im April wurde in Cottbus ein Student aufgrund seiner sexuellen Orientierung beleidigt, bedrängt und ins Gesicht geschlagen. Die Tat wurde im Anschluss an eine öffentliche Feier von einer Gruppe junger Rechter verübt. Auch ein Freund des Betroffenen wurde von der Gruppe körperlich angegriffen. 

Unterhalb der Gewaltschwelle registrierte die Opferperspektive zudem eine Vielzahl von Sachbeschädigungen, die sich gegen queere Anlaufstellen oder Symbole wie etwa die Pride-Fahne richteten. 

Im Jahr 2024 meldete das Regenbogenkombinat in Cottbus 18 entwendete und beschädigte Pride-Fahnen. Teilweise wurden die Fahnen auch mit Hakenkreuzen oder der Aufschrift „AfD“ beschmiert oder es wurde versucht, die Fahnen in Brand zu setzen.

Bei der LGBTIQ*-Community in Brandenburg sorgt nicht nur für Verunsicherung, dass sich Angriffe aus der rechten Szene mehren, sondern auch, dass etablierte Akteur:innen in der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik lang erkämpfte Maßnahmen zur Gleichstellung nun wieder in Frage stellen, etwa mit Kampagnen gegen gendergerechte Sprache.